Spätherbst 2023: Eine Woche Kloster auf Zeit im Shaolin Temple Europe sind vergangen und ich hätte es zu Beginn nicht für möglich gehalten, wieviel diese Tage in mir bewegt haben. Der Shaolin Spirit ist seitdem zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden. Ich habe einen weiteren und äußerst interessanten Zugang zu mir selbst gefunden. Selbstführung mit Shaolin hilft mir, mich innerlich weiter zu entwickeln und bezieht dabei auch den Körper mit in den Prozess ein.
Wir können die Muskeln in unserem Körper anspannen oder entspannen. Wir können sie jedoch auch lösen ohne sie dabei zu entspannen. Das Lösen findet im Zustand des Streckens statt (zum Beispiel des Ausstreckens und Haltens der Arme). Dieses innere Lösen führt dazu, dass sich Blockaden in den Muskeln lösen und die Energie wieder besser durch unseren Körper fließen kann. Auf diese Weise können wir eine innere Struktur aufbauen, durch die unsere Kraft besser fließen kann. Spürbar und sichtbar wird dies, wenn wir diese innere Struktur zur Anwendung bringen - sei es beim Shaolin Training oder im Alltag beim Umgang mit schwierigen Situationen. Wenden wir zum Beispiel nur Kraft an, um mit dem Arm etwas wegzudrücken, so endet der Prozess an der Schulter. Nutzen wir jedoch den ganzen Körper und damit eine effektivere Struktur, so werden wir deutlich wirksamer. So können wir auch in der Arbeitswelt und im Privatleben vor einer Aktion dafür sorgen, dass mögliche Blockaden gelöst zunächst werden und wir nicht mit Kraftanstrengung versuchen etwas durchzuboxen. Besser ist es, eine Struktur zu entwickeln, die die späteren Aktionen unterstützt und deutlich wirksamer werden lässt. Diese Philosophie trifft auch auf den Geist zu. Im folgenden Video zeigt Meister Shi Heng Yi eine Morgenroutine zur Stärkung der Vitalität und zum Aufbau dieser inneren Struktur.
Im Shaolin und Tai Ji Quan lassen sich zahlreiche Ansätze finden, die förderlich für die Entwicklung von Resilienz und Führung sind. Ein zentraler Ansatz ist die Entwicklung von innerer Sensibilität, eine tiefere Form eigener Bewusstheit. Man nennt dies Ting Jin , was übersetzt Hören (Ting) und Kraft (Jin) bedeutet. Damit ist nicht das Hören mit den Ohren gemeint, sondern die Fähigkeit wahrzunehmen, was dein eigener Körper dir mitteilt und ebenso das, was der Körper deines Gegenübers dir mitteilt. Mit diesem feinsinnigen Gespür erkennst du im Beruf zum Beispiel, dass dein Mitarbeiter eigentlich gar nichts an einem Vorschlag auszusetzen hat, sondern gerade nur den Streit von zuhause in die gegenwärtige Situation projiziert. Wird diese Fähigkeit weiter entwickelt, kann man viele Ereignisse bereits erahnen bzw. erspüren, bevor sie sich für andere manifestieren. Wir kennen in unserer westlichen Welt dafür den Begriff des siebten Sinnes – also etwas zu spüren oder zu erahnen, was nicht von den anderen Sinnen bestätigt werden muss.
Dein Geist erschafft die Welt. So soll es schon Buddha gesagt haben und wenn man sich im Leben so umschaut, dann scheint dies auch zutreffend zu sein. Wie viele Menschen klagen täglich über alles Mögliche im Leben und erleben auch wirklich immer wieder viel Negatives? In jedem Augenblick unseres Lebens prasseln unendlich viele Informationen auf uns ein. Unser Gehirn kann jedoch nur sehr wenige davon bewusst verarbeiten. Basierend auf einer uralten Überlebensstrategie (der Negativität Bias) konzentriert sich unser Gehirn zuerst auf das Negative bzw. das Schlechte. Daher verkaufen sich schlechte Nachrichten auch besser als gute Nachrichten. Wenn wir bewusster leben, können wir vieles zum Positiven verändern, denn auch das Gute ist stets vorhanden. Dies sind die drei Fragen, die dein Leben sofort besser machen:
Zu erwartende Tugenden
Richtlinien der Handlung
Richtlinien des Geistes
Vertiefende Informationen zu den Tugenden findest du im Buch "Shaolin Spirit" von Shi Heng Yi